3.6.2022. »Es war ein solcher Schlauch«, sagte J.

»Wie lässt es sich besser ausdrücken, geht es darum?

Es war eine so lange Zeit des Alleinseins.

Um es auszuhalten, und darüber gilt es nachzudenken –, hockte ich überwiegend am PC und trieb von Eindruck zu Eindruck.

Das ist der Vorteil von Facebook«, sagte J., »es gibt schon mal Antwort, es gibt diese rote Zahl, die anzeigt, dass irgendetwas geschehn ist.

Digitalen Kontakt, Hirnkontakt, vorgestellten Kontakt –

Oder ich schaute aus dem Fenster auf das Treiben, Kontakt.

Oder ich ging durch die Fußgängerzone, Kontakt . . .

Nicht recht gewillt, bestehende Kontakte aufzunehmen.

Dann die Sache mit dem Geld. Die Regierung greift in mein Portemonnaie durch eine Politik, die sie für richtig hält. Es sieht danach aus, dass die tägliche Finanzierbarkeit ein Auslaufmodell. Dinge, die bislang Qualität ausmachten, tun als Ausgaben weh: Brille, Kamera, neuer PC, Furcht vor einer aufwendigen und teuren Zahnoperation.

Ohnmacht, weil feige von oben, Unbelangbarkeit.

Dann die Sache mit dem Älterwerden.

Ich zähle jetzt nicht auf, was alles darniedersinkt und beschwerlicher wurde.

Entzündungen in Nase und Ohren lassen einfach nicht ab.

Das Post-Covid-Virus – die von wem auch eingesetzte biologische Waffe – noch immer nicht ganz aus dem Körper raus.

Dazu kommt – auch noch – eine eklatante psychische Blessur, die ich mir in der Jugend einfing und mit der ich wohl zeitlebens zu tun habe.

Dann die Sache mit den Meinungen.

Im Wohnort allein dazustehen. Es gibt dort einige Stimmen in meiner Richtung, auch das ist festzuhalten. All das, was so tief in mein Leben greift, findet die Mehrheit der Bevölkerung jedoch richtig. Reagiert ausgrenzend bei Meinungen, die in meinem innersten Herzfeld angelegt waren.

Ich sitze nun mit der Partnerin nach so langer Zeit draußen in der Abendwärme.

Und versuche herauszufinden, wie sich mein Kopf eigentlich anfühlt.

Wie steht es um Lebenslust, Lebensfreude, Energie?

Komplexe Form der Lebensmüdigkeit, die

fast keinem, erst recht keinem Psychologen zu erklären wäre. Ich hab das Fach ja studiert. Um nur diese Komponente zu nennen: Die allermeisten sind innerhalb eines kleinen wissenschaftlichen Rahmens einfach zu blöde –, im Grunde nachvollziehbarste Gefühle und wahrheitsgetreue Zusammenhänge unverfänglich und frei aufzunehmen.

Überdies einem einzigen Politikum unterworfen: der Wiederherstellung der Arbeitskraft.

Das ist jedoch der Unterschied zu mir und einigen anderen: Ich lebe im freien Existenzial. Indessen:   

Welche werden die nächsten geschichtlichen Stationen sein?

Die letzten beiden waren und sind ›Pandemie‹ und ›Russland-Ukraine-Krieg‹.

Welche ›Station‹ wird es bald geben und welche nach meinem Tod?

Ich hatte eine Vorstellung, die zur Gewissheit geriet.

In diesem aufgeheizten Klima, in dieser ›kaputten Welt‹ wurde die Atombombe dann eingesetzt.

Sie traf eine bestimmte Region in der Ukraine, Berlin und London.

Berlin: noch zerstörter als im Zweiten Weltkrieg.

Ein Gegenschlag der amerikanischen Regierung blieb übrigens aus.

Sie operierte nun mit dem Schuldbewusstsein, das im Raum stand, und fand damit endlich das Druckmittel, mit zu initiieren, in Russland eine Amerika-freundliche Regierung einzusetzen, um an Bodenschätze heranzukommen – aus ihrer Sicht – im Wert von 20 Billionen Dollar.

Das rief allerdings China auf den Plan. 

Stand eh höchst bereit.

Das war die Grundlage des Neuanfangs –

Die Überlebenden und kommenden Generationen durften wieder die Ärmel hochkrempeln.

Dirigiert von einer Handvoll Reichen und so vielen Überläufern und Denunzianten.

Die unerträglich gewordene Zeit, in der wir jetzt leben«, sagte J., »in sich schuldhaft verstrickt und bis zum Knall hin verfahren, war nun Vor-Zeit.

Sicher auch eine Erleichterung.

Das also der Mechanismus, die Lösung, historisch seit jeher: Zerstörung, Neuanfang.

Viele Leichen im Fundament, darunter ich.«