Dass ich dereinst, an dem Ausgang der grimmigen Einsicht,
Jubel und Ruhm aufsinge zustimmenden Engeln.
Daß von den klar geschlagenen Hämmern des Herzens
keiner versage an weichen, zweifelnden oder
reißenden Saiten. Dass mich mein strömendes Antlitz
glänzender mache; daß das unscheinbare Weinen
blühe.

(Rilke)

 

 

Tanz der Abgrenzung

 

eine Hand am Herzen, eine zur Abgrenzung gegenüber einem andern

nahm erst beide Hände zur Abgrenzung

Hand am Herzen bedeutet, bei sich bleiben, es für sich machen, für Liebe

 

Scheu und Aggression

der hoch empfindsame Mensch

sich besonders stark abgrenzt

 

Abgrenzung mit T

mörderisch bis zur Verrücktheit

 

Abgrenzung mit U

war gar keine Abgrenzung –

 

*

 

Tanz als Geste, dem andern Sicherheit zu geben

 

bei der Vorstellung, T Sicherheit zu geben

wird solche Unsicherheit bzw. ein

Gegenteil davon ausgelöst

 

dabei möchte ich

ihr dies geben

 

.. bricht bei der Begegnung mit mir in Tränen aus

es kommt zur Verbindung

zur Umarmung wie

Sich-aneinander-Krallen

in den andern einkrallen

zwei Menschen, deren innere Sicherheit höchst bedroht

wohl auf sehr unterschiedliche Weise

doch die – nun gemeinsame – Intensität rührt wesentlich daher

das reißt den jeweiligen Körper gewissermaßen auf

der umso mehr Energie in den andern hineinschüttet

treten immer näher zueinander

Geschlecht und Bauch miteinander in Berührung

spüre solches Verlangen nach Heilwerden

nach Hilfe, nach einem Menschen

es sind Schreie nach Hilfe

Schreie nach Liebe

da ist jetzt ein Mensch

und er fühlt sich gut an

er scheint zu verstehn

jeder Finger, jeder Atemzug

jeder Fingernagel, die ganze aufsaugende Haut

aufsaugende Seele

scheint zu verstehen

dieses „scheint“

versteht

ja Momente, in denen sich

zwei ‚gefährdete‘ Menschen verstehen

durch seine und des andern Sterne gehen ..

hat noch so ein jugendliches Leben, ist es

aus ihrer Haut

lauter Wohlgerüche

als hörte ich zuweilen ein Tier in meinen Armen schnaufen

sieht mich wieder an

als sei da eine Zusammenballung von Grollen und Leidenschaft, absolutem Wunsch, tief aus ihr hochsteigt

dann, mit beiden Armen, hält sie mich wieder

ganz fest

ganz –

wie fest ich sie halte

wie mitten auf dem Meer

und einem unerwarteten Rettungsboot

nicht, auch in diesen Momenten nicht, dass ich auf Rettung aus wäre

es ist anders

wie es ist?

ich weiß es auch nicht

so genau - -

muss jetzt nichts wissen

solange diese Wärme, diese Arme, dieser Atem

da

ist

diese Seele, dieser Mensch

ihre Tränen in meinem Gesicht

Nässe

ihrer Tränen

ich glaube, da waren auch Tränen von mir

konnte das nicht mehr unterscheiden

so

eingetaucht

Schweiß, Gerüche ihres Körpers

das alles nur gut empfunden

ich will jetzt keine Vorstellung von einem Menschen

ich will jetzt einen Menschen

ich will jetzt diesen Menschen

ich beruhige mich

nicht ganz unähnlich einst

in den Armen des Vaters

so viel Beruhigung

Aufgebrachtheit

sich ein wenig beruhigt

plötzlich in tiefer Erschöpfung und Beruhigung liegt

  

dazu das leise Glück

zweier Körper, zweier Zustände, durch die Eros pocht

ein Gefundenhaben

was auch daraus wird

 

noch im Sitzen im Kreis

die Beine ineinander verschränkt

Hand am Körper des andern

Blicke so verletzlich

ob des Geschehens

ob der vielen andern

mein Blick so verletzlich

Gegengewalten drohen zuweilen wie .. aus einer Art Kanone .. durch so viel Verletzlichkeit zu schlagen -

jeder Kontakt mit der Außenwelt wird jetzt – auch – als störend empfunden

ein Paar für kurze Zeit, das sich blitzartig fand

noch in Umarmung zusammen da sitzt

  

*

 

Maiwärme

Erinnerung

an

innern Licht- und Liebestaumel

ein

Anklang

an andere, so weit zurückliegende

biografische Zeitschichten

nun draußen allein

 

positiver Bruch

zum gegenwärtigen Normalitätslevel

 

die Welt kaum zum Aushalten

 

wirkt so frisch und neu, das Maigrün –