»Beim Libanesen«, schrieb Carl Lichthof einmal, es fand sich im Nachlass: »Lokaleingang, Kontaktraum, der muss stimmen, wenn die Gäste wiederkommen sollen. Ist tendenziell auch ein Wohlfühlraum, somit haben die Betreiber eine Aussicht auf Erfolg. Oh, was da für Menschen eintreten. Reingehen. Bleiben.

Heute geht es nicht gut. Dennoch: Ein sanftes Land heute. Aber weit entfernt. Und erinnere mich an ein Gegenüber, das wahrhaft inspirierend wirkte. Beidseitig. Mit dem die Gespenster vertrieben wurden. Was für Gespenster? Es scheut, ich spüre so eine Abwehrgewalt, aber ich kenne mich da, dies kann erscheinen, wenn ich einfach nicht will, wenn da zu wenig ist – für mich; im Land echter Wechselseitigkeit löst sich das sofort auf. Inspiratio, Beseelung, Einhauchen, im Wort auch spiritus, Atem, Seele, Geist.   

So viele eher froh hier. Auch ohne Inspiratio. Aber sie sind sicher inspiriert, auf ihre Weise. So ist zum Beispiel sofort spürbar, wenn jemand fließt in der Fülle kollektiver Energien.

Die Toilette in dem Lokal, weiter Korridor. Am Ende ein männlicher Weisheitskopf als Bild. Ich sehe darin nur Kitsch. Oder fairer gesagt: etwas, das mich nichts angeht.

Es ist nicht nur Corona, was die Maßnahmen nicht besser macht. Es ist auch ein Prozess der Alterung, was im Genaueren? Schließlich eine Disposition mit eigenen, anderen Gesetzen als herkömmlichen, damit gesteigerte Unteilbarkeit. Es ist der so andere Geschmack der Jugend, überdies der Hauptlinien, mit denen die Gesellschaft der Einzelnen weiterschreitet. Wohin sie auch schreitet. Es sind die Frauen, die mitteljungen, mit großen Brüsten, geballter Energie und spürbar gar keinen depressiven Anwandlungen, Menschen, die einfach jünger und froher sind; das alles kann sehr, sehr täuschen, ich weiß es. Offenbar weniger Abgelaufenheit, eine andere Zeitstelle. Es ist, dass die Beziehung im eigenen Leben nicht glückte. Es ist noch so viel mehr. Perforierung zum Beispiel. Oder: Diejenigen, die fernbleiben sollen, kommen mir zu nah, diejenigen, die nähertreten dürften, bleiben fern. Es ist wohl auch die Genervtheit desjenigen, der wie lange schon lebt? Es ist was es ist, sagt die Gleichgültigkeit um mich herum, aber das sagt doch niemand.

Zwanzig Jahre weitergedreht, falls ich es erlebe . . ., erleben möchte: Ich sehe schon das Gerippe der Kraftlosigkeit, den ausgemergelten Rest, zum Fortschmiss herangereift. Dann: all das noch kontrastiver.

So weit ist es noch nicht: Ich kann sie nicht missen wollen, halte sie aber auch kaum mehr aus, beziehungsweise: sie scheint mich bald zu haben, diese Geliebte, die mich umgarnt, ein Leben bereits umgarnt, etwas zwischen Melancholia und Medusa.«