»Gabst jedem so und nicht anders realisierten Moment in deinem Leben Zeitlupe, Langsamkeit und sanften Übergang, JEDEM. So, wie es die Wirklichkeit und die Re-Aktion auf sie nicht bot.

 

Daraus ergaben sich weitere ›freie Felder‹.«

 

*

 

»Das war das Hörbare«, sagte er, »und das Unhörbare?

 

Überhaupt, was bildet sich noch alles heran

in dieser Elastizität der Psyche?«

 

*

 

»Träumte von einem riesigen Zimmer, in dem ich lebte, ganz anderes Lebensgefühl.«

 

*

 

»Morgens in der Frühe. Fenster weit offen. Heilige Zeit des ersten Tagesbewusstseins.«

 

als eine gültige, berechtigte Subjektivität bei sich selbst zu sein.

(Georg Wilhelm Friedrich Hegel)

 

 

»Für mich ist es wichtig, all jene Existenzen, die mich umgeben, zuerst einmal auf Distanz zu halten. Dass ich nicht teilnehmen muss. Dass die hochsensible Sphäre durch ihre Existenzweise nicht angetastet wird.«

 

»Zum Leben gehört, dass jedes Einzelne immer neu zu realisieren ist.«

 

»Hätte es gerne, dieses Wort – dieses Etwas – mit einer Wirkkraft, die alles richtet . . . ?«

 

*

 

»Veränderung der Angestellten im Foto-Laden, die ich seit über zwanzig Jahren kenne. Sinnlicher, schmiegsamer, doch als sei eine entscheidende Gehirnfunktion herausgenommen worden: diejenige eigentlicher Identität und des Wiedererkennens von Identität.«

 

»Imbiss am See. Was das nun für ein Geschäftsprinzip ist. Nichts mehr könne mitgenommen werden. Es sei nur noch möglich, sich reinzusetzen. Der Umwelt – der Müllversorgung – zuliebe. Diese Lügner halt. Alles doppelt so teuer. Holzschnittartige, nette Mädchen bedienen nun, die sicher nicht so viel kosten –.«

 

»Oder: Bedienungen auf dem Marktplatz, lange Sommertage und lange Sommernächte. Sofort und deutlich zu sehen, welche Gesichter bereits zerwaschen, eingeebnet sind vom täglichen Zuviel.«

 

*

 

»T-M-See. Bleischwer geh ich. Bisher nur mit dir hier. Du erscheinst mir überall.

 

Es wird wieder fühlbar bewusster: Meistenteils haben wir doch sehr angeregt kommuniziert und uns tief verstanden.

 

Grausam: die ausgefallene Zukunft.«

 

*

 

»So viel freier, allein um den See zu laufen.

 

Doch die Wunder entstanden in der Dichte und im Tragenden unseres Gefühls.«

 

 

 

 

*

 

»Im Garten. Die jüngste Generation und die nun sterbende.«

 

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»Tiefe See-Wasser-Müdigkeit

 

jenseits von Gereiztheit.«

 

*

 

»Klares Nein, um Ja sagen zu können.«

 

»Auch Bestandteil von Attraktivität: ein klares Nein sprechen zu können, Grenzen zu ziehen.«

 

*

 

»Phänomen ›seelische Schwere‹ durch Konflikt zwischen Mann und Frau.

Gehört zu dem, was die meisten Energien zieht.«

 

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»Was lösen abgeplatzte Kacheln bei dir aus?«

 

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»Ausgangspunkt meine Wohnung, eines jemanden Wohnung.«

 

»Die Summe dessen, was von außen kommt, menschengemacht: von der Zahnbürste bis zum Strom. Bezeichnet als: Wirtschaft und Politik.

 

Hinzu kommen die Bedingungen des Universums: Von der Aufrechterhaltung des Planetensystems bis hin zur Luft.«

 

»Recht früh schon die Neigung, ›mit nichts‹ hinkommen zu wollen.

 

Wie kam's?

 

Materiell reduziert zu leben, um sich

ganz entfalten zu können.«

 

*

 

»Die Person: ich.

 

Ihr erster Lebensraum: die Wohnung.

 

Was sie im Weiteren umgibt: das Land.

 

Die Umgebung im Weiteren: Planet und Universum.«

 

»Was halte ich von dem Land, in dem ich existiere, Stand 2021?«

 

»Im Spiegel Hegels erkannte ich – zusätzlich –, wo ich inzwischen lebe. Ausgehend davon: In seinen ›Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte‹ stellt Hegel den Übergang von mittelalterlichen Verhältnissen zur Monarchie dar. So schreibt er:

 

Wenn die erste Periode der germanischen Welt glänzend mit einem mächtigen Reiche endet, so beginnt mit der zweiten die Reaktion aus dem Widerspruch der unendlichen Lüge, welcher das Mittelalter beherrscht und das Leben und den Geist desselben ausmacht.

 

[…] 

 

Die zwei eisernen Ruten dieser Zucht waren die Kirche und die Leibeigenschaft. Die Kirche hat das Gemüt außer sich gebracht, den Geist durch die härteste Knechtschaft hindurchgeführt, so daß die Seele nicht mehr ihr eigen war […] Ebenso hat die Leibeigenschaft, wodurch der Leib nicht dem Menschen eigen ist, sondern einem andern gehört, die Menschheit durch alle Rohheit der Knechtschaft […] hindurchgeschleppt.

 

 

Kennzeichen des Mittelalters sind also: Die Inbesitznahme der Seele durch die Kirche. Und: Leibeigenschaft – bewirkt durch den subjektiven Willen des jeweiligen Feudalherrn. Was fehlte: ein Staat mit einem Rechtssystem, vor dem alle prinzipiell gleich sind, und es kam mit der Monarchie. So heißt es:

 

Das höchste Interesse der Befreiung daraus ging sowohl die Staatsmacht als die Untertanen selbst an, daß sie als Bürger nun auch wirklich freie Individuen seien, und daß, was für das Allgemeine zu leisten, nach Gerechtigkeit, nicht nach Zufälligkeit gemessen sei. Die Aristokratie des Besitzes ist […] gegen beide, gegen die Staatsmacht und gegen die Individuen. Aber die Aristokratie soll ihre Stellung erfüllen, Stütze des Thrones zu sein, als für den Staat und das Allgemeine beschäftigt und sich betätigend und zugleich Stütze der Freiheit der Bürger.

 

 

Als zuhöchst gefährdend wird also der subjektive, willkürliche Wille des Einzelnen herausgestellt, sofern er das allgemeine Rechtssystem – das Recht für jeden Einzelnen – stört und in sein Gegenteil verkehrt.

 

Die Wenigen sollen die Vielen vertreten, aber oft zertreten sie sie nur.

 

 

Nun herrscht – heute, 2021 – weiterhin die Aristokratie des Geldes, nur unter sehr verschobenen Parametern. Die wenigen wirklich Reichen schicken sich wieder an, Politik und Politiker, die gesamte Wirtschaft sowie die Bevölkerung am Nasenring durch die Manege zu ziehen, und die Manege ist das Land. Der Nasenring ist das Instrument, gegenwärtig ›Corona-Maßnahmen-Politik‹ genannt und was mit ihr zusammensteht: der rechtlich veränderte Staatsapparat, die Ent-Demokratisierung.

 

Das jüngste Raffinement ist demnach, die Sicherung der Macht über die Gesundheit und das Gesundheitssystem zu regulieren: die Hörigkeit der Bevölkerung, ihre Subordination.

 

In welche Art der Leibeigenschaft führt das?

 

Hinzu kommt, dass Gift verabreicht wird, toxische Bildungen in einem Impfstoff, der die Rettung aus den tödlichen Launen der Natur bewerkstelligen soll.

 

Nicht nur, dass all dem gedient wird, wie im Mittelalter, um es auf diesen Zeitraum zu begrenzen, sondern: Alle, jedenfalls zu viele, schreien: Yippie . . .

 

Das gab es allenfalls zu Beginn von Kriegen, so in Deutschland zu Beginn des Zweiten Weltkrieges.

 

Das zu sehen, kommt den meisten ungeheuerlich vor.

 

An dieser Stelle winken sie ab. Der Autor spinnt doch. Das geht zu weit.

 

Denn sie sind ja aufgeklärt, zwischen Internet und Grillabend, zwischen Lehrerkollegium und Handwerkermarkt, zwischen Auslandsstipendium und Online-Seminaren – immer an der eigentlichen Aufklärung vorbei.

 

Wieder das: Rückfall der Bevölkerung. Von ihr selbst besorgt. Von den wirklich Reichen besorgt. Denen, die ohne Gesicht auftreten. Ihre Maske ist die sukzessiv veränderte Struktur des Rechtssystems. Während die Bevölkerung sie unter Androhung von Zwangsgeld, wie es noch immer heißt, zu tragen hat.

 

Das Volk, die Bevölkerung, der dumme August wieder.

 

Warum?

 

Weil die Bundesrepublik mehr und mehr zu einer ›Gesinnungsrepublik‹ wird, bei der sich weite Teile der Bevölkerung, im Sinne nicht hinreichend erkannter Beeinflussung, gegen die eigentlichen Interessen der Bevölkerung verhalten.

 

Diese Kollision der subjektiven Willen führt dann noch auf ein drittes Moment, auf das Moment der Gesinnung.

 

 

(Nicht nur) Nach Hegel hätte ein ›moralischer Wille‹ hinzuzukommen.

 

Denn es ist ein falsches Prinzip, daß die Fesseln des Rechts und der Freiheit ohne die Befreiung des Gewissens abgestreift werden […] Diese Länder sind so in ihren alten Zustand zurückgesunken.

 

 

Heißt: Der subjektive, willkürliche Wille der Einzelnen, der dieses System unsichtbar dirigiert, wäre durch ein Gewissen, das die Rechte für alle wahrt, wieder zu ersetzen.

 

Es sollen die Wissenden regieren, οἱ ἄριστοι.

 

Für Hegel war es ›höchste Pflicht […], Mitglieder des Staats zu sein‹, der die Bezeichnung im angedeuteten Sinne verdient, um ›nicht von der Willkür der Einzelnen abhängig‹ zu sein. Um zu verhindern, dass ›das Verhältnis der absoluten Unfreiheit […] in das Prinzip der Freiheit selbst hineingebracht‹ wird.«

 

*

 

Trauer macht mein Herz zu Steinen

weint, weil hier die Liebe starb

Tote Blumen in den Hainen

wo Verrat das Land verdarb

[…]

Bist zerteilt und so zerrissen

Deine Würde, dein Gewissen

ha'm sie einfach weggeschmissen.

 

(Songtext Bettina Wegner, Du mein Land, 1980 – auch als Titel dieses Textes verwendet)